Im Rahmen des Bad Kreuznacher Gesundheitsforums gab einer der beiden Leiter des Darmzentrums Nahe, Prof. Dr. med. Volker Schmitz, einen Einblick in die Struktur und Aufbau eines Darmzentrums vor einem sehr interessierten Publikum.
Seit 2001, initiiert durch Dr. Christa Maar und Prof. Dr. Hubert Burda in der Felix-Burda-Stiftung, der Sohn Felix verstarb 33-jährig an Darmkrebs, gibt es in Deutschland verstärkt Initiativen zur Darmkrebsprävention und seit 2002 die Möglichkeit zur Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung.
Vorangetrieben von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) gibt es in allen Bereichen der Onkologie viele Anstrengungen, bundesweit Diagnostik und Therapie für die von Krebs betroffenen Menschen zu verbessern und möglichst überall in vergleichbarem Umfang nach dem aktuellen medizinischen Kenntnisstand vorzuhalten und in einem stetigen Entwicklungsprozess zu verbessern. Daraus sind bisher rund 300 durch die DKG bzw. das Zertifizierungssystem Onkozert (OZ) standardisiert zertifizierte Darmzentren entstanden; diese richten sich nachprüfbar nach klaren fachlich gut begründeten Prozessbeschreibungen und Behandlungsrichtlinien. In diesen sind alle Abläufe von der Diagnose, über die Therapie, die Rehabilitation hin bis zur Nachsorge für alle beteiligten Fachdisziplinen und Berufsgruppen definiert. Als besonders wichtig erweist sich im klinischen Alltag für die betroffenen Menschen koordinierte Abstimmung aller Beteiligten, so dass sich nicht nur ärztlich-medizinisch, sondern qualitätssteigernd die Kompetenz diverser anderer Bereich für Psychoonkologie, Stomaversorgung, etc. einbinden lässt. Konkret ist der Austausch in den wöchentlichen Tumorkonferenzen zu den individuellen Patienten eine große Stärke, die sich für die Erkrankten in verschiedenen Aspekten, wie z.B. einer klaren, nachvollziehbaren interdisziplinären Therapieempfehlung und –konzeption zeigt.
Der ärztliche Direktor des Bad Kreuznacher Krankenhauses St. Marienwörth fasste auch die wichtigsten Faktoren zusammen, die jeder Einzelne zur Vorsorge selbst einbringen sollte. Die Säulen der Gesundheit sind dabei die gesunde Lebensführung mit Bewegung, da wo nötig Gewichtsreduktion, gesunde Ernährung mit bestenfalls mediterraner Kost und das Meiden von Alkohol und Nikotinkonsum.
Er rät, die Vorsorgekoloskopie für Frauen ab dem 55. Lebensjahr und Männer ab dem 50. Lebensjahr wahrzunehmen, bei einigen besonderen Situationen und insbesondere Beschwerden in Rücksprache mit dem Hausarzt individuell auch jederzeit früher. Mit jährlich ca. 70.000 Neuerkrankungen steht der Darmkrebs neben Brustkrebs, Prostatakrebs und dem Lungenkrebs ganz oben bei den Krebserkrankungen.
Bei seinem Vortrag im mit fast 40 Personen gefüllten Rudi-Müller-Saal präsentierte er auch eine neue Errungenschaft des Darmzentrums Nahe. Seit zwei Wochen verfügt das Darmzentrum über neueste hochauflösende Endoskope und Bildschirmtechnik mit 4 K ultra HD Auflösung. Bei der Darmbeurteilung und Polypenerkennung kann der Endoskopiker bei Bedarf künstliche Intelligenz (KI) unterstützend mit dem Ziel einer verbesserten Erkennung nutzen. Sehr zuversichtlich gibt Professor Schmitz den Zuhörenden mit: „An Darmkrebs muss keiner sterben, wenn er rechtzeitig zum Arzt geht.“
Mit insgesamt 2.500 bisher behandelten Patient*innen seit der offiziellen Gründung des Darmzentrums Nahe im Jahre 2008 kann das Krankenhaus St. Marienwörth sehr viel Erfahrung in diesem Bereich aufweisen und ist eines der führenden Darmzentren in Deutschland.
Beim gut besuchten Vortragsnachmittag im Haus des Gastes waren auch Vertreter der ILCO, dem Selbsthilfeverband von Menschen mit einem Stoma, mit einem Infostand vor Ort. Herbert Reuter ist Ansprechperson der ILCO für die Region Rheinhessen-Nahe und Oliver Steffen bietet den regelmäßigen Besuchsdienst im Krankenhaus St. Marienwörth an.
Weitere Infos unter: www.darmzentrum-nahe.de